Juan und Maribel haben ihr Leben einer gemeinsamen Leidenschaft verschrieben: dem Radio. Ihre Geschichte erzählt davon, wie sie mit Liebe und Hingabe das auf die Beine stellten, was heute als prestigereichster Ibiza-Sender der Welt gilt – Ibiza Global Radio.

Juan Tur begann seine Karriere 1971, als er vom Glockenturm der Kirche Santa Cruz mit Radio Ibiza, der ersten lokalen Radiostation, auf Sendung ging. „Du drücktest einen Schalter, nach fünf Minuten einen weiteren, dann noch einen … all das, um einen Teil von Ibiza zu erreichen, bis nach Jésus etwa, das war’s.“ Kurze Zeit später hieß es Radio Popular um und wurde zur Schule für Journalisten in Ibiza, Leute wie Joan Serra, Carles Tur, Concha García Campoy, Toni Clapés und Xicu Lluy. Es gab nichts anderes. Es war der führende Sender. Heute ist dagegen alles politisiert. Ich vermisse die Unabhängigkeit.“

Später dann, zur Zeit von Cope & Cadena 100, im Gebäude in der Calle Felipe II, wo es sich auch heute noch befindet, traf Juan die angehende Innenarchitektur-Studentin Maribel. Ihre erste Sendung drehte sich um das Institut, der Direktor fand Gefallen an ihrer Art und ihrer Stimme und bat sie schließlich, für seinen Freund José Manuel Piña einzuspringen, der nach Barcelona ging, um Journalismus zu studieren. Maribel verliebte sich ins Radio – und so sollte es ihr ganzes Leben bleiben.

Wenn sie von diesen Anfangstagen erzählen, dann immer mit Leidenschaft und einem Hauch Nostalgie: „Es war ein Riesenspaß, aber auch anstrengend, da es kaum Technik gab. Alles wurde mit der Hand gemacht.“ Sie erzählen uns, wie sie die Bänder mit der Schere schneiden und anschließend kleben mussten. Davon, dass alle Programme live waren und wie Spotmaster die Arbeit erleichterte, da man die Cartridges nun auch zurückspulen konnte. Zu Weihnachten waren Werbeplätze besonders begehrt. Das führte zu einer solchen Auslastung, dass kaum Zeit blieb, die Bänder zurückzuspulen. Oftmals rezitierten die beiden dann die Werbetexte, um so ein wenig Zeit für den Plattenwechsel zu gewinnen. Ein weiterer Schritt nach vorn kam in Gestalt des kabellosen Mikros, mit dem sie nun beweglicher wurden. Vorbei die Zeiten, da ständig jemand „Achtung, der Stecker ist raus“ rief.

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Mit Discomusik hatten sie bereits beim Cadena 100 begonnen. „Der Direktor hielt mich für verrückt und meinte, das würde Ärger geben.“ Es war der Beginn der 80er und niemand glaubte an den Erfolg. „Die Leute schauten von oben auf elektronische Musik herab.Ganz negativ. Ich denke, selbst heute haben sie das Potential noch nicht realisiert.“

Der erste Schritt ihrer Reise war Radio Exit – mit Rock, Soul und Funk, dazu lokale Sendungen über den Tag verteilt. Zu ihren Inspirationen, so erzählt Juan, gehörten Radio Luxembourg und der berühmte Piratensender Radio Caroline, deren Mitschnitte ihm ein Freund regelmäßig zuschickte. Anno 1995 schließlich die Gründung von Ibiza Global Radio. „Wir wussten, dass es einen immensen Markt dafür gibt. Niemand glaubt an das „Thump Thump“, aber man konnte den Generationswechsel schon erahnen und wir entschieden uns, diesen Weg mitzugehen. Heute gibt es diverse Sender, aber Ibiza Global Radio ist weltweit führend geblieben.“ In den Anfangstagen gab es Programme in acht verschiedenen Sprachen. Von einem der englischen Sprecher bekam Juan die erste Ziege geschenkt, um die er sich heute so liebevoll kümmert.

Die unterschiedlichsten Persönlichkeiten haben dem Sender mittlerweile bei einem ihrer Ibiza-Aufenthalte einen Besuch abgestattet. Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist jedoch, wie Maribel einmal ein paar Statements des Astronauten Pedro Dugue stibitzte: „Wir haben uns einfach reingeschlichen, um ihn zu interviewen. Alles war strengstens kontrolliert, aber wir kamen durch und waren dann die Einzigen auf den Balearen, die ihn vorm Mikro hatten.“ Oder jener Tag an dem der von ihnen sehr geschätzte Meisterkoch Juan Mari Arzak das Studio mit seinen leckeren Canapés versorgte. Schließlich wurde Maribel schwanger und in Gestalt ihrer Tochter Anna schließlich tat sich mit den Jahren ein ganz natürlicher Weg auf, die Dinge an die nächste Generation zu übergeben. Ihr Vater verfolge das Programm immer noch ganz genau, berichtet Anna uns. Fast jeden Tag rufe er an. „Er ist unser bester Zuhörer“.

Beiden fehlt etwas, das geben sie zu: „Die Menschen, das Radio und die Freiheit, die wir noch hatten. Jetzt geht es immer ums Geld, um Politik. Rund um das Radio gibt es jetzt ganz andere Leute. Ihr Leben ist heute, da sie die Ruhe auf der Veranda ihrer Farm in San Rafael genießen, ein gemächlicheres geworden. Sie kümmern sich um den Gemüsegarten, die Ziegen und die Hühner. Eine Anekdote folgt der anderen und es ist offenkundig, dass die beiden uns stundenlang mit den Geschichten ihres erlebnisreichen Lebens unterhalten könnten. Ein Leben, dem sie etwas gewidmet haben, was sie von Herzen lieben, wie Maribel resümiert: „Es war ein wirklich wunderbares Leben“.

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