Die Welt der Dance Music ist faszinierend. Noch vor ein paar Jahren waren zwei niederländische Teenager glücklich, studieren zu dürfen und nebenher in ihren Zimmern Musik zu machen. Martijn lebte in Amstelveen und verfolgte einen Traum, der bei der Eröffnung der Olympischen Spiele begann, als ein gewisser Tiesto vor Millionen von Menschen Musik auflegte. Das war das Leben, das er wollte. Auch in Rotterdam änderte sich Olivers Leben nach einer Disco an der wohl coolsten Schule, die für ihre Schüler niemand geringeren als Hardwell zur Schulparty engagiert hatte. Feuer und Flamme für Dance Music.

Später, im Juli 2015, stehe ich auf der Bühne mit denselben beiden Jungs, für die es seitdem nicht so übel gelaufen ist. Zahlreiche Nummer-1-Hits, Millionen von Followern in den Social Media, Headliner aller großen Festivals auf diesem Planeten, Studioarbeit mit den weltgrößten Music Artists, Sponsorenverträge, bei denen sie die Preise bestimmen… all das in einem Alter von zusammen 39 Jahren.

„Das ist so irreal“, lacht Martin Garrix, als wir vom Gelände schlendern und die riesige Schlange sehen, die sich schon den Bossa Strip zur Multiply-Eröffnungsparty herunterschlängelt. „Das erste Mal schlich ich durch eine Hintertür, um die Swedish House Mafia zu sehen und wurde von der Security rausgeworfen, weil ich nicht alt genug war. Jetzt habe ich hier meine eigene Party. Verrückt, ich kann nicht aufhören, mich zu kneifen.“

Noch verrückter ist, dass er 30 Minuten zuvor die Stufen eines Privatjets heruntergejoggt kam, der ihn aus den USA, von seinem Wohnsitz in Las Vegas, einflog. Morgen hat seine Mutter Geburtstag, und er fliegt für 2 Tage zum Feiern nach Malta. Ich frage ihn, was seine Eltern davon halten, dass ihr 19-jähriger Sohn so extravagant durch die Welt reist. „Manchmal wache ich nach einer Show wirklich müde auf und frage mein Team, ob wir einen Privatflug zum nächsten Gig nehmen können. Ich weiß genau, dass kurz darauf meine Eltern anrufen, ins Telefon brüllen und fragen, was verdammt nochmal ich da tue. Und dass ich meinen faulen Arsch aus dem Bett zum Flughafen schaffen soll, wie jeder normale Mensch. Sie sorgen dafür, dass ich mit beiden Beinen auf dem Boden bleibe.“

Oliver Helden hat seiner Familie ebenfalls viel zu verdanken, genauer gesagt seinem Vater, dem wohl coolsten Dude auf dem Planeten. „Mein Vater hat mir in so vieler Hinsicht die Ohren für Musik geöffnet“, sagt er anerkennend. „Ich machte Hausaufgaben in meinem Zimmer, er rief die Treppe hoch „Oliver, schnell, hör’ dir die Platte an“. Dann spielte er mir obskuren Drum & Bass, Techno, Funk oder Jazz vor, von dem ich noch nie was gehört hatte und wartete auf meinen Beifall. Sein Musikgeschmack ist großartig.“ Mag er deine Musik, frage ich den jungen Superstar aus Holland, gerade hoch im Kurs mit seinem „Shades of Grey“-Track? „Mein Vater liebt meine Musik. Ich habe doch gesagt, er hat einen großartigen Geschmack!“

Die Multiply-Freitage in diesem Sommer sind wie echte House Partys – mit Martin, der seine DJ-Freunde sorgfältig wählt, die mit ihm on stage sind, und mit Oliver, an Abenden ohne Regeln. „An Multiply gehe ich heran, wie an meine DJ Sets. Wenn ich spiele, kenne ich meinen ersten Ton und vermutlich den letzten, aber dazwischen? Keine Ahnung. Ich genieße es, abzurocken und zu sehen, wo es hingeht.“ Darum geht es als DJ letztlich, es gibt zu viele Künstler, die immer dieselben Platten in gleicher Reihenfolge in jedem Set spielen? „Genau, Dan. Ich liebe es, zu überraschen, etwas zu wagen, eine Scheibe rauszuholen, die ich länger nicht gespielt habe und dafür zu sorgen, dass die Leute eine echte Performance zu sehen bekommen. Jede Woche sage ich meinen Gästen, wenn sie aufs Deck kommen und hier Rücken an Rücken etwas machen wollen, dann los. Lasst uns Spaß haben. Seien wir ehrlich: Es gibt keinen besseren Ort auf der Welt, um Spaß zu haben als Ibiza.“

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