Nastias persönliche Reise Richtung Underground Dance Music Scene begann in ihrem Heimatland, der Ukraine. „Das Dorf, in dem ich aufwuchs, war wie eine große Familie“ so Nastia. „Heute sind die Leute online in den sozialen Medien unterwegs. Du schreibst irgendetwas Mieses in irgendeinem Message Board und musst kaum etwas befürchten. Aber wenn du in deinem Dorf aufwächst, dann bist du verantwortlich für alles, was du sagst. Wenn du über jemanden etwas Böses sagst, dann werden sie vor deiner Tür stehen und du musst dich dafür rechtfertigen. Ich denke, dieses Dorfleben hat mich zu 60 Prozent zu dem gemacht, was ich bin. Es war eine gute Erziehung.“

Heute lebt Nastia in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine. Ungeachtet der politischen Vorkommnisse in der Region ist die Metropole ihr Zuhause geworden. „Ich hätte nach Berlin oder New York ziehen können“ erklärt sie. „Aber ich fühle mich großartig in Kiew. Nach der Revolution hat es sich wieder normalisiert, der Ärger ist Richtung Krim und in die Ost-Ukraine weitergezogen. Das Leben in Kiew ist so sicher wie zuvor. Wir  haben keine Probleme, niemand schießt hier auf den anderen.“

Nach der Maidan-Revolution 2014 hatten viele in der Ukraine ihren Job verloren, die Währung verlor im Vergleich zum Euro massiv an Wert. „Wenn du einen Künstler für deine Party buchen wolltest“ berichtet Nastia weiter, „musstest du plötzlich das Dreifach an Gage zahlen und natürlich die Eintrittspreise erhöhen. Wir musste eine Menge Dinge ändern. Und dennoch hat die Ukraine heute die beste Dance-Szene, die ich mir vorstellen kann. Es ist ungefähr so wie in England Ende der 80er Jahre als alles begann. Jetzt folgt die junge Generation der Ukraine diesem Weg.“

In der Tat – es scheint, als hätte die Revolution in der Ukraine die Dance-Scene erst so richtig befeuert. Eine Jugendbewegung, die Ablenkung und Inspiration im Hedonismus sucht. „Ich bin sehr erfreut über das, was gerade in der Ukraine passiert“ lächelt Nastia. „Sicher, es gab einiges an Unruhe mit der Revolution und dem Krieg, aber es sind nicht nur schlechte Dinge daraus entstanden. Die jüngere Generation kommt langsam rein in diese Kultur. Sie stylen sich wie Raver, machen ihre Outfits zu etwas Besonderem, alles sehr stylish. Und wir haben gerade einen fantastischen neuen Club in Odessa, im Süden des Landes eröffnet. Es fühlt sich an wie Berlin zu Beginn der 2000er. Super Soundsystem, Holzfußboden, niedrige Decken, Freiheit und Sicherheit garantiert. Zusammen mit Kiew gibt es jetzt also zwei Städte, wo die Leute feiern können.“

Ein weitere interessante Folge der Revolution: Dance Music Partys und Festivals können in der Ukraine jetzt fast ohne Limit gefeiert werden, es gibt keine Regeln. Die Musik pumpt – bis die Leute aufhören zu tanzen. „Im Moment gibt es dafür keine Gesetze“ resümiert Nastia. „Keine Grenzen! Bei meinem Festival haben wir am Samstag um 18 Uhr begonnen und um 6 Uhr am Montagmorgen aufgehört. Die Leute kommen zusammen: Raver, Promoter, Clubbesitzer – sie sind alle connected. Es bedeutet Freiheit und Zusammengehörigkeit – eine einzigartige Situation.“

Diesen Sommer performt Nastia für Circolo im DC10 und für Cocoon im Amnesia. Dazu ist sie bis zum 26. September jeden Montag auf Ibiza Sonica Radio zu hören