Im ersten Jahr der Eröffnung sprach die Öffentlichkeit über das HEART als Reinfall. Doch wie ist die zweite Saison gelaufen und wie ist der Stand in diesem Jahr?
Ich sehe das ganz anders. Sonst hätten wir übrigens auch gar nicht erst wiedereröffnet. Ungünstig war vielleicht die späte Eröffnung mitten in der Saison, so dass wir keine Möglichkeit mehr hatten, Korrekturen oder Kursänderungen vorzunehmen. Wir haben aus den Erfahrungen des Premierenjahres gelernt und die Segel im zweiten Jahr neu gesetzt. Die Resonanz war daraufhin überwältigend und das Feedback der Kunden enorm positiv.
In 2017 haben wir den ganzen Winter über hart gearbeitet und eine 2.0 Version des HEART designt. Wir sind sehr zuversichtlich, damit das endgültige Konzept gefunden zu haben, denn die Reaktion der Gäste ist geradezu euphorisch.
Nun verleihen wir ihm den letzten Schliff, werden weiterhin kleine Veränderungen vornehmen und unser Abenteuer einfach genießen.

Welche großen Veränderungen haben Sie vorgenommen?
Wir haben den Ablauf geändert. Unsere Gäste werden jetzt zunächst auf unserer großen Terrasse mit einem Aperitif und Häppchen begrüßt, dabei verweilen sie ungefähr eine Stunde, um danach gemeinsam nach unten zu gehen, um die Show zu erleben. Wir haben Wechsel vorgenommen, um aus einem hervorragenden Club einen spektakulären zu machen. Es werden noch mehr Partys stattfinden. Die Resonanz, im Vergleich zum Vorjahr, bestärkt uns sehr.

Was muss getan werden, damit die Show ein gleichwertiger Teil des Vergnügens wird und nicht nur Rahmenprogramm?
Am Ende hat alles seinen Platz. In diesem Jahr machen wir mehr musikalische Pausen, so dass die Gäste sich mehr auf ihr Essen konzentrieren können. Ohne Zweifel: Aus gastronomischer oder kulinarischer Sicht ist es nicht die beste Lösung, aber im HEART fügt sich das alles ganz selbstverständlich. Auch die Kulinarik wurde verbessert, indem wir noch feinfühliger auf das geschaut haben, was der Gast sich wünscht.

Meinen Sie nicht, dass es bereits zu viele Restaurants gibt, die ihrem Essen noch eine besondere Zutat beimischen? DJs zu jedem Gang, 3D Spektakel zum Dessert und und und. Können wir nicht einfach nur in Ruhe speisen?
Nun, „Angebot und Nachfrage” lauten hier die Spielregeln. Und ich glaube nicht, dass Sie so schnell etwas Vergleichbares wie das HEART finden. Natürlich gibt es irgendwo eine bessere Show oder irgendwo besseres Essen, aber Sie werden lange brauchen, um etwas zu finden, an dem beides auf so hohem Niveau matcht.

Haben Sie Probleme, Talente für die Show zu verpflichten, weil es so wenige Unterbringungsmöglichkeiten auf der Insel gibt?
Kein Zweifel, das erleichtert die Situation nicht gerade, dennoch glaube ich, dass die hiesige Regierung dem Problem sensibel gegenüber steht. Es kann nicht sein, dass Ibiza zu einer Insel der Extreme verkommt.

Es heißt, dass Sie sehr viel von Guy Laliberté gelernt haben. Inwieweit hat der Gründer von Cirque du Soleil zu Ihrem persönlichen und kreativen Wachstum beigetragen?
Es ist nicht schwer zu verstehen, dass es eine Ehre ist, in so einem Team zu arbeiten, Seite an Seite mit José Corraliza, dem Generaldirektor des HEART. Guy ist begeistert von diesem Projekt und von der Art und Weise, wie wir es umsetzen. In diesem Jahr wird er noch mehr auf Ibiza und im HEART sein als jemals zuvor.

Mit der nächsten Frage muss ich eine persönliche Neugier befriedigen: Chefköche Ihres Niveaus nutzen flüssigen Stickstoff und Sphärisierung, um Mahlzeiten zu kreieren, aber was essen Sie zu Hause – tatsächlich ein schlichtes Spiegelei? Bekochen Sie sich selbst oder gehen Sie essen?
Haha. Es ist eine Sache, zu essen, um den Hunger zu stillen und eine andere Sache, etwas zu essen mit der Absicht, ein Abenteuer zu erleben. Ich persönlich gehe gerne an meinen freien Tagen essen und lasse mich bekochen, aber auch das ist immer eine Lernerfahrung.

Wo kann man sehr gut essen und wie präsentiert sich Ibiza in diesem Bereich?
Man kann hier auf der Insel viel besser essen, als viele meinen und vor allen Dingen die Auswahl wird immer größer. Der Wettbewerb funktioniert so gut, dass die Entwicklung rasante Fortschritte macht. Der Chiringuito Sektor ist mittags bereits wunderbar abgedeckt und dutzende gute Restaurants verwöhnen die Gäste am Abend.

Gibt es eine „Blase“ an Chefköchen, die irgendwann platzen wird?
Kein Zweifel, die Entwicklung die unser Berufsstand gemacht hat, die wachsende Popularität in den letzten 30 Jahren, in denen ich ihn ausübe, ist kaum zu glauben. Man muss schauen, ob das Interesse bestehen bleibt oder wieder abflachen wird.

Wie ist es einzuordnen, dass der Koch-Boom in Spanien zeitgleich mit der Finanzkrise ausgelöst wurde. Ein Zufall?
Die Kochbewegung begann bereits vor der Krise, ich denke, dass es ein Zufall ist. In einem Restaurant essen zu gehen kostet in Spanien nur die Hälfte von dem, was es in einem Restaurant vom gleichen Niveau in Nordeuropa ausmachen würde.

Vielleicht stellst Du Dir die gleiche Frage, wie ich jeden Morgen: Wie wird die Küche in fünf oder zehn Jahren aussehen?
Das frage ich mich nie. Ich lebe heute und ich koche heute. Was in der Zukunft liegt, kann ich nicht bestimmen und nicht beeinflussen. Nichtsdestotrotz ist das eine Frage, die mir am häufigsten gestellt wird.

Viele Menschen zahlen ein Vermögen dafür, um Kochkunst in Theorie zu erlernen, aber jetzt scheint es, dass es nichts bringt, sich in einem Master-Kurs fortzubilden. Was denken Sie über diese Kontroverse?
Diese Ansicht wurde etwas aus dem Kontext mehrerer Aussagen gerissen, die nicht wirklich qualifiziert waren. Ich bin mir sicher, dass auch in anderen Berufen diese Aussage zutreffend ist. Die Frage nach der Dauer eines Lernprozesses muss ebenso in einem professionellen Kontext gesehen werden. Kochen kostet viel, viel Zeit und wir sprechen hier von einem sehr hohen Niveau.

Was könnten Sie in der Dauer der Interviewzeit für mich kochen?
In 30 Minuten… Ich würde etwas richtig Gutes kochen, ohne eine besondere Richtung zu verfolgen.