„Damals waren die Urlauber glücklicher“, findet die in Schottland geborene Insel-Ikone Tricia Templeton, als sie sich an ihre Arbeit als Reiseleiterin auf Ibiza in den siebziger Jahren erinnert. „Die Zeiten haben sich sehr verändert. Man fühlte sich damals wie in einer Familie, denn wir Reiseleiter arbeiteten immer zusammen“.

Tricia lebt seit 46 Jahren auf Ibiza und weiß, wie sich die Insel verändert hat. „Lady T“, wie sie liebevoll genannt wird, arbeitete ab 1978 für das Ferienunternehmen Intasun, später dann für Thomson Holidays, heute bekannt als TUI.

„Ich werde mich immer daran erinnern, wie ich damals mit der Fähre auf Ibiza ankam. Wir fuhren in den Hafen von Ibiza-Stadt ein, mit der Burg an der Spitze, den kleinen weißen Häusern und all den Fischerhäuschen. Das war ein ‚Oh mein Gott‘-Moment – so schön! Die Sache war, dass ich damals nicht wusste, wo Ibiza überhaupt lag, ich musste es auf einer Karte nachschlagen. Ich war zuvor in Lloret del Mar auf dem Festland gewesen. Als ich von der Fähre kam, sah ich all die alten Ufer und dann die Bars im alten Hafen – der sieht jetzt ganz anders aus mit all den Superjachten. Ich bin in eine Bar gegangen und habe den stärksten spanischen Kaffee überhaupt getrunken“, lachte sie, wenn sie an das erste Mal denkt, als sie einen Fuß auf die Insel setzte, die längst zu ihrer Heimat geworden ist.

Ibiza ist für Tricia ein echtes Zuhause, denn sie hat hier ihren Sohn und ihre Tochter großgezogen, die inzwischen auch eigene Kinder haben. Sie arbeitet ehrenamtlich und hilft vielen Einwohnern bei deren endlosen Problemen mit der Bürokratie. Neben ihrem Titel „Lady T“ trägt sie auch den Spitznamen „Königin von Ibiza“, was auf ihre schillernde Persönlichkeit, ihre lange Anwesenheit auf der Insel, ihre umfassenden Kenntnisse und natürlich ihre britischen Wurzeln, ihren Charme und ihre guten Manieren zurückzuführen ist.

Als sie als Reiseleiterin anfing, musste sie alle historischen Fakten über die „Weiße Insel“ lernen. Touristen buchten damals, als es noch kein Internet gab, Ausflüge, da dies die einzige Möglichkeit war, die Insel richtig kennenzulernen.

Die Britin lernte unter anderem, dass es mehr als 50 Jahre dauerte, die Mauern um Dalt Vila! zu errichten – dies alles unter den wachsamen Augen des italienischen Ingenieurs Giovanni Batista Calvi.

„Ich hatte immer mein Notizbuch dabei – ich war so nervös, dass ich bei jedem Halt mein Buch herausholte, um mich zu vergewissern, dass ich mir die Fakten richtig gemerkt hatte. Die Leute interessierten sich für die Geschichte – und Ibiza hat so viel Geschichte, denn es war im Laufe der Jahrhunderte ein Ziel für Piraten und wurde von so vielen Völkern besetzt.“

Sie führte damals die Besucher zu den Salzfeldern: „Früher haben die Arbeiter das Salz von Hand abgebaut und auf eine Schiene gelegt – die Karren wurden von Hand gefüllt. Sie brachten ihr Salz nach La Canal, wo es zu großen Haufen aufgeschichtet wurde, und reinigten es dann. Ruderboote brachten es zu den großen Schiffen. Das Salz ging hauptsächlich an Verpackungsfabriken für Fisch in Norwegen und Schweden, aber auch an Großbritannien, wo es zum Streuen von Straßen verwendet wurde. Salz war ein sehr wertvolles Gut, und die Menschen, die auf den Salinen arbeiteten, konnten mit Salz bezahlt werden. Manchmal arbeiteten auch Gefangene vom Festland auf den Salzfeldern.“

Tricia erzählt gerne von den Orten, zu denen sie regelmäßig Urlauber mitnahm, darunter auch ein Ort im Naturpark Ses Salines, wo Touristen „einheimische“ Kamele trafen und sich mit ihnen fotografieren lassen konnten. „Damals hatten wir natürlich noch keine Smartphones, und überall, wo wir hinkamen, gab es Fotografen, die offizielle Fotos von den Leuten machten, die sie dann als Souvenir mit nach Hause nehmen konnten. Vor den Kamelen hatte ich allerdings immer ein bisschen Angst“, lacht sie. „Wir gingen mit den Leuten nach Barbacoa, dem heutigen Sluiz in Santa Gertrudis. Das Kasino in Passeig Joan Carles I, wo Flamenco getanzt wurde, und das Restaurant nebenan, Jackpot genannt, waren sehr beliebt. Jeder ging dorthin, weil es gutes Essen und guten Service gab.“

Die gebürtige Schottin erinnert sich auch, wie sie mit ihren Schützlingen zum heutigen Es Jardin de Fruitera fuhr und die Urlauber dort auf Eseln reiten konnten. „Wenn ich jetzt dorthin gehe, kann ich die Esel immer noch riechen, aber das spielt sich nur in meinem Kopf ab – es ist nun so ein reizender Ort, aber ich werde immer noch von den Eseln heimgesucht“, lacht sie.

An anderen Abenden führte sie die Touristen zum ehemaligen Sa Tanca in San Antonio, wo sie ein mittelalterliches Bankett genossen und zusahen, wie Animateure auf Pferden mit Lanzen gegeneinander antraten.

„Alle saßen an diesen langen Banketttischen und bekamen Essen und Krüge mit Sangria – aber dann mussten wir sie wieder einsammeln und zurück ins Hotel bringen, was nicht immer einfach war, wenn sie viel getrunken hatten. Manche Dinge ändern sich einfach nicht!“

Für sie war Playa d’en Bossa früher viel familienorientierter: „Es gab nur Familien, ganz normale Leute, die den ganzen Strand entlangliefen. Es herrschte reges Treiben. Als die All-inclusive-Hotels eröffnet wurden, machten die Bars dicht. Die Bar Cockney Rebel, die irische Bar Finnegan’s – alles bekannte Bars, die waren damals vollgepackt mit Menschen. Die einzige Bar, die noch existiert, ist Murphy’s Bar. Die All-inclusive-Angebote haben sie einfach kaputtgemacht.“

Anders als heute in Zeiten des Brexit, war es in den 70er und 80er Jahren relativ einfach, in Spanien zu arbeiten, erklärt Tricia: „Wir mussten uns bei der spanischen Botschaft in London anstellen und bekamen dann diese Arbeitserlaubnis. Wir mussten jedes Jahr hingehen und bekamen diese Genehmigungen in Papierform.“

Tricia wird ganz nostalgisch, wenn sie an ihre Führungen durch Dalt Vila denkt. Sie liebte es, durch die mit Kopfstein gepflasterten Straßen zu schlendern: „Ich habe mich in die Stadt verliebt. Man sah die Verkäuferinnen auf den Märkten in ihren traditionellen schwarzen Ibenco-Kleidern mit den acht Petticoats, von denen man dachte, dass sie in der Hitze des Sommers so heiß sein würden. Ich fand es schön, am Hafen spazieren zu gehen – es war damals alles so einfach – da gab es keine Protzerei, nur normale Menschen.“

Sie beschreibt, wie sie 1983 in das Teatro Peyrero ging, das in diesem Jahr nach Renovierungsarbeiten wiedereröffnet wurde. Damals war es noch ein Kino. „Ich erinnere mich genau an das Jahr, denn wir sahen den Film „Little Woman“, und ich war mit meiner Tochter schwanger, und die Sitze waren aus Holz und wirklich hart!“

Wenn Tricia so leidenschaftlich über ihr Leben und ihre Zeit auf Ibiza erzählen hört, wird klar, warum sie von so vielen als „Königin von Ibiza“ bezeichnet wird!

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