Sie hält den Rekord für den tiefsten Gang auf dem Meeresboden, ist eine der weltweit führenden Expertinnen für Meeresbiologie, hat über 100 globale Expeditionen durchgeführt, mehr als 7000 Stunden unter Wasser verbracht und über 100 internationale Auszeichnungen erhalten. Im vergangenen November kam Sylvia Earle (88), die oft als „Her Deepness“ (Ihre Tiefheit) bezeichnet wird, nach Ibiza, um dort das fünfte jährlich stattfindende Marine Forum zu eröffnen. Für Koordinator des Forums, Antonio Martínez Beneyto, war es eine große Ehre, die Wissenschaftlerin dort zu begrüßen.

Das Mittelmeer ist eines der am stärksten verschmutzten und überstrapazierten Meere der Welt. Das Marine Forum von Ibiza und Formentera möchte den Blick auf die ökologische Zukunft unserer Inseln richten. Es bringt deshalb den öffentlichen und den privaten Sektor zusammen, um eine Debatte mit lokalen und internationalen Experten anzuregen, die einen Rahmen für die Erholung unserer Meereslandschaft schaffen soll. Die drei Hauptziele sind die Verringerung der Abwassereinleitungen ins Meer, die Verbesserung des Schutzes der Küstenlebensräume und die Abschaffung von Einwegplastik auf Ibiza und Formentera. Ziel ist die Regeneration bis 2030.

Sylvia Earle war die erste führende Wissenschaftlerin an der Spitze der National Oceanographic and Atmospheric Administration (Wetter- und Ozeanografie-Behörde der USA). Die Amerikanerin setzt sich für den Schutz der Ozeane und die Aufklärung zu diesem Thema ein. Sie sprach auf dem Forum über ihre Jahre als Forscherin, ihre Arbeit zur Erweiterung von Meeresschutzgebieten und die Katalogisierung weiterer Gebiete, die dringend geschützt werden müssen. Sylvia Earle machte deutlich, dass wir den Planeten, die Arten und die biologische Vielfalt zerstören, auch wenn sie glaubt, dass wir die Situation noch umkehren können. Sie betonte, dass die Balearen ein Zeichen für den Schutz und die Regeneration des Balearen-Meeres setzen müssen, und erklärte, dass wir jetzt unter den Folgen leiden, weil wir uns früher überhaupt keine Gedanken gemacht haben.

Sylvia Earle wies darauf hin, dass Posedonia, eine einheimische Wasserpflanze, die in den Gewässern von Ibiza und Formentara vorkommt, geschützt und gepflegt werden muss, weil sie die Zukunft des Mittelmeers ist. Das Neptungras, das den Spitznamen „Lunge der Erde“ trägt, ist nicht nur eine hochwirksame Kohlenstoffsenke, die 15-mal mehr CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen kann als der Amazonas-Regenwald, sondern es beherbergt auch eine enorme Vielfalt an Organismen. Die Wiesen reinigen das Wasser um uns herum, geben ihm seine charakteristische türkise Farbe, erzeugen große Mengen an Sauerstoff, fangen das ins Meer gelangte Plastik auf und verhindern die Erosion entlang der Küste, indem sie den Sand an Ort und Stelle halten. Die ausgedehnten Neptungras-Wiesen auf Ibiza und Formentera, die zwischen 80.000 und 100.000 Jahre alt sind, gehören zum UNESCO-Welterbe.

Das unkontrollierte Ankern von Booten, die Umweltverschmutzung und die Verstädterung der Küste haben Tausende von Quadratmetern von Neptungras zerstört, ein Verlust mit schwerwiegenden Folgen für unser Ökosystem. Einer der Sponsoren des Forums, Ibiza Preservation, bietet deshalb einen Kurs für verantwortungsbewusstes Bootfahren an, der sich an Skipper und das Schifffahrtswesen richtet, um deren Bewusstsein zu schärfen, wenn sie aufs Meer hinausfahren. Dieser Kurs, der von One Planet One Life entwickelt wurde, wird Wassersportunternehmen und Einzelpersonen angeboten. Er wird auch von der spanischen Regierung unterstützt. Wir alle hoffen, dass die Lektionen befolgt werden. Denn wie Maximiliano Bello, leitender Berater des Forum-Sponsors Mission Blue, warnt: Spanien und ganz Europa sind beim Schutz der Meere und Ozeane weit im Rückstand.

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