Nach so vielen Jahren der An- und Abreise, in denen ich manchmal kaum zum Luftholen kam, ist es jetzt so herrlich, morgens aufzuwachen, mich zu meiner Frau zu drehen und zu sagen: ‚Worauf hast du heute Lust? Sollen wir zum Lunch ins El Chiringuito oder den Tag in Aguas Blancas verbringen?‘ Herzuziehen war die beste Entscheidung überhaupt.“

Nie zuvor gab es einen UK-DJ, der es so rasant von Null auf Superstar gebracht hat wie Dan Pearce aka Eats Everything. Lange saß er in seinem Angestellten-Büro, das DJ- und Produzentendasein vor sich hin dümpelnd, als er und seine Gattin Leah sich einigten, der Musik eine letzte Chance zu geben – oder es eben doch ein Hobby sein zu lassen. Als nur noch 30 Tage dieser Testphase übrig waren, geschah etwas Bemerkenswertes. Das Label Pet Recordings nahm eine seiner Platten in Lizenz und plötzlich sah alles rosig aus. Und jemand anders übernahm Dans Bürojob.

eats-dj-ibiza-style-003

Im letzten Monat erfüllte Dan sich einen Lebenstraum, als er im Space direkt vor seinem Jugendhelden Carl Cox spielte. Obwohl er in diesem Sommer das Amnesia eröffnete, das Paradise im DC10 zerlegte und für Chaos im Cocoon sorgte, war es das, worauf er immer gewartet hatte. „Ich hab oft auf seiner Nacht gespielt, in seinem Haus gewohnt, ihn gut kennengelernt, aber auf diesen Slot war ich ewig heiß. Jene Nacht ist unter meinen zehn besten Gigs ever.“

Einer der größten Tracks in diesem Sommer stammt von diesem jungen Mann – Eats Everything feat. Tiga vs. Audio mit „Dancing (Again!)“, ein Song, bei dem Dan Vocals von einem Produver genommen hatte, das Instrumental von einem anderen und daraus etwas Gigantisches geschaffen hat. „Ich wusste, da geht was, als mich jemand von einer Party in den Staaten anrief und ins Telefon schrie: „Dan, Dan! Disclosure und Armand van Helden spielen back to back vor 80 000 Leuten und sie haben gerade deinen Track gedroppt. Die Crowd ist total durchgedreht.’ Heh, das war ein genialer Anruf.“

Was kaum jemand auf dem Schirm hat, ist die Tatsache, wieviel ein Superstar-DJ auf Reisen ist – unterm Strich das eher unangenehme am ansonsten besten Job der Welt. Dan liebt diese Crazyness. „Das Glastonbury-Wochenende war völlig irre. Ich DJte mit Seth Troxler am Donnerstag, am Freitag auf irgendeiner Waldbühne, dann rein ins Flugzeug, um völlig im Eimer zum Awakenings Festival in Amsterdam. Direkt von dort zum Flughafen, nur um festzustellen, dass mein Flug gestrichen wurde. Ich war erst sehr spät wieder in London und mein Kumpel fuhr mich wie ein Verrückter zurück nach Glastonbury, um pünktlich für mein Set im NC Downlow, einem verrrückten Transvestitenclub, wieder auf dem Festival zu sein.“ Kein Wunder, dass er danach drei Tage untergetaucht ist.

Dan Pearce ist wirklich ein ganz seltenes Exemplar. Einer der wenigen DJs da draußen, der wirklich immer ein Lächeln im Gesicht trägt, gerade weil er weiß, dass es um ein Haar ganz anders gekommen wäre. Aber seien wir ehrlich: Wir wussten alle, dass er der Musik nie den Rücken gekehrt hätte. Er ist einfach viel zu gut.

Related Posts