Der Franko-Kolumbianer Charles Michel ist ein innovativer und inspirierender Chefkoch, der am Paul Bocuse Institut in Lyon seine Ausbildung absolvierte und danach in zahlreichen Michelin Sterne-Restaurants arbeitete. Eine Zeit, die er wie beim Militär empfunden hat: Anspruchsvolle Techniken, Präzision und Geschicklichkeit wurden hier gedrillt. Drei Jahren später kehrte er nach Kolumbien zurück, bereit sich mit dem Potential seiner lateinamerikanischen Wurzeln auseinanderzusetzen und mit den Auswirkungen dieser Kultur auf seine Kochkunst. Einige Zeit später kam es zu einem Treffen mit dem Oxford-Professor Charles Spencer, der ihm die Zusammenhänge zwischen sensorischen Empfindungen und Hirnleistung näher brachte und damit wie Ernährung unsere Sinne beeinflusst. Aus diesen Experimenten erschuf Charles Michel einen Salat, der wie ein Gemälde von Kandinsky auf dem Teller arrangiert wurde und noch heute Kultstatus genießt. Charles Michel zog nach Oxford und gemeinsam begannen die beiden die Einflüsse visueller Ästhetik auf das Geschmacksempfinden zu erforschen. Was zunächst als kurzes Intermezzo geplant war, weitete sich aus, inzwischen arbeitet er im dritten Jahr am Institut für experimentelle Psychologie in Oxford.

Während seiner Zeit in Oxford gewann er ein besseres Verständnis dafür, wie unser Geist auf Schönheit reagiert und wie sensorische Informationen unsere Sinne beeinflussen. Das Ergebnis dieser Forschung kann auf verschiedene Sinneserfahrungen angewendet werden, nicht nur bezogen aufs Essen. Unabhängig von der Arbeit in Oxford engagiert sich Charles in weitere Projekte. So entwarf er eine Linie für Essgeschirr, schuf ein völlig neues Paradigma in Bezug auf ästhetisches Design, basierend auf der Idee, dass das Geschirr und das Besteck, das wir nutzen, unseren Geschmackssinn beeinflusst. Charles erklärt uns, dass nicht nur Restaurants in seinem Forschungsinteresse stehen, sondern dass immer mehr neue Plattformen entstehen, die sich mit der Erforschung des Einflusses von Ernährung auf unser Wohlbefinden beschäftigen.

Eine weitere große Leidenschaft von Charles ist die Kunst, die, so erklärt er uns, traditionell in Museen und Galerien beheimatet ist. Während hier das Sehen als wahrnehmendes Element im Vordergrund steht, betont Charles, dass es Möglichkeiten gibt, emotional starke Gedächtnisleistungen zu fördern, indem wir alle Sinne mit Emotionen verknüpfen. Er glaubt, dass die Grenze zwischen Essen und Kunst gefallen ist, und dass Ernährung zu einem der wichtigsten Themen in den kommenden Jahrzehnten werden wird, basierend auf einer Rückbesinnung zur Natur. Was wir jeden Tag in den Mund nehmen, ist der direkteste Weg, um mit ihr zu interagieren, um ihre Energie, Proteine und chemische Substanzen zu nutzen, um unsere Körper und Gehirne zu tunen. Charles fördert die Kunst der Essenswahrnehmung und arbeitet dazu auch mit Musikern, Tänzern und anderen Disziplinen zusammen, um noch mehr über Ästhetik, Essen und deren Auswirkungen auf unser gesellschaftliches und ökologisches Bewusstsein zu erforschen.

Charles verdeutlicht, dass Ernährung einen starken Einfluss auf unsere Stimmung und unser Verhalten hat. Als Beispiel dafür nennt er die Substanz Tryptophan, die in alltäglichen Lebensmitteln, wie Käse, rotem Fleisch und Truthahn enthalten ist, und von der man inzwischen weiß, dass sie das moralische Bewusstsein des Menschen beeinflusst. Trypophan kann vom Körper nicht gebildet werden, muss daher über die Nahrung aufgenommen werden. Wer zu wenig davon hat, verliert an Mitgefühl. Dieses ist ein sehr komplexes Beispiel, aber es gibt auch wesentlich Offensichtlicheres, wie zum Beispiel der Fakt, dass Kaffee euphorisierend wirkt. Charles wünscht sich noch mehr Aufklärung in der Öffentlichkeit über diese Themen und ist auch selbst immer noch in der Forschungsphase.

Doch es gibt auch psychoaktive Substanzen, die die Menschen negativ beeinflussen und sie depressiv machen, ohne dass sich diese darüber bewusst sind. Jeder steht also unter dem Einfluss von Nahrung, egal ob Schokolade oder Alkohol, viele dieser Lebensmittel werden inzwischen auch synthetisch hergestellt oder in falscher Art und Weise konsumiert, so dass sie lebensbedrohlich werden können. So kann natürliches Muskat in großen Dosen tödlich wirken. Charles möchte in seiner Forschung noch mehr über den Einfluss von Nahrung auf unser Benehmen herausfinden.

Zusammenfassend erklärt Charles sei es wichtig, dass wir realisieren, wie groß der Einfluss unserer täglichen Nahrungsaufnahme auf unsere Gesellschaft ist. Das Bewusstsein, für das, was wir kochen und konsumieren wird größer und er glaubt, dass daraus ein globales Anliegen wird und die Menschen immer mehr begreifen, wie sehr dieses unser Miteinander, unsere Liebe und unsere Ängste beeinflusst und dass wir erkennen müssen, dass Nahrung ein Werkzeug sein kann, um ein erfüllteres Leben zu führen und die Beziehung zur Natur und anderen Menschen verbessern kann.

Ein faszinierender und zukunftsorientierter Chefkoch, der die Menschen dafür sensibilisiert, was sie essen, kochen und wie sie leben.

www.charlesmichel.co

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