Was als erstes auffällt, wenn man Snoop Dogg gegenüber steht? Wie unglaublich groß dieser Typ ist. Gekleidet in den hipsten Adidas-Stoff, die Arme schlaksig am Oberkörper baumelnd, reicht er Dir die Hand, drückt nicht wirklich fest zu und nuschelt ein leises „Hey Man, how you’re doin’?“ heraus. Das wirkt ein wenig schüchtern fast, in sich gekehrt und wird doch schnell abgelöst von schlichtweg entspannter Ausstrahlung. Calvin Cordozar Broadus, Jr. – so Snoops bürgerlicher Name – ruht einfach in sich selbst. Und was für einen Weg Snoop Dogg hinter sich hat: Zu Beginn der 90er startet seine Erfolgsstory aus dem Stand. Sein Debüt „Doggystyle“ verkauft sich über 800.000 mal allein der Veröffentlichungswoche. Eine bis dahin nie erreichte Zahl, die erst sieben Jahre später von Eminems „Marshall Mathers“ getoppt werden sollte.

IBIZASTYLE_SNOOPDOG-005Von Beginn wird sein Werk kontrovers diskutiert, seine Texte sind oft frauenfeindlich, ja, pornografisch, seine Skills am Mic aber schlichtweg beeindruckend. Im Fortlauf seiner Karriere häuft Snoop die Posten und Projekte nur so an: Rapper und Produzent, Labelchef und Game-Freak, Songwriter und Filmmogul. Wie bekommt er das alles unter einen Hut? „ Ich war schon immer gut im Multi-Tasking. Ich habe immer mehr gemacht als die anderen, schon ganz früher. Egal, ob es ums Rasenmähen ging, ums Singen im Chor oder ums Drogen verkaufen. Ich konnte schon immer vier, fünf Dinge gleichzeitig tun“, erzählt und grinst dieses typische Grinsen.

Ein Meister im Multi-Tasking also, und das sieht man seinem Output, seinem Weg durchaus an: Auf das Debüt folgt 1996 das Album „Tha Doggfather“, das aus dem Stand auf Platz 1 der US-Charts landet. Es kommt später zu einem Switch in seiner Karriere. Er trennt sich nicht nur vom Teamwork mit Kompagnon Dr. Dre, er streicht auch das ‚Doggy‘ aus seinem Namen.

Nach durchwachsenen Jahren um die Millenniumswende, gelingt ihm 2002 mit „Paid tha Cost to Be da Bo$$“ auf seinem eigenen Label „Doggy Style Records“ ein Comeback. Auch „213“, seine Posse aus Jugendtagen, zusammen mit Cousin Nate Dogg und Warren G, feiert Wiederauferstehung. Das Album „The Hard Way“ erscheint 2004. Es folgen Kollaborationen mit Katy Perry und vielen anderen. Insbesondere die Zusammenarbeit mit R. Kelly vor einigen Jahren liegt ihm am Herzen: „Weil er einfach der größte Pimp überhaupt ist, knowhaddimsayin’?“ schwärmt Snoop. „Musikalisch, künstlerisch. Er ist eine Ikone. Er hat „I Believe I Can Fly“ geschrieben, mit Michael Jackson und Celine Dion gearbeitet. Er ist ein real Pimp, größer geht es nicht.“

IBIZASTYLE_SNOOPDOG-001Dabei kann auch Snoop selbst in Sachen Größe mithalten: Er hostet die „MTV Europe Music Awards 2007“ in München, tritt beim „Live 8“ in London ebenso auf wie bei Al Gores „Live Earth“ in Hamburg. Skurriler Höhepunkt auf einem langen Schaffensweg ist Snoops Version des Roy-Black-Klassikers „Schön ist es auf der Welt zu sein“ für einen Telefonanbieter. Auch in Hollywood hinterlässt der Rapper Spuren. Erfolgsfilme wie „Training Day“, „Starsky & Hutch“ und „Brüno“ zeigen ihn in durchaus eindrucksvollen Cameo-Auftritten. In der Realityshow „Snoop Dogg’s Father Hood“ gibt er direkte Einblicke in sein Familienleben.

Und schrieb Snoop zu Beginn seiner Karriere das ‚G‘ wie Gangster noch ausgesprochen groß, steht mittlerweile genau diese Familie im Vordergrund, rangieren seine Kinder inzwischen ganz vorn. Seit 1997 ist er mit Shante Taylor verheiratet, einer schweren Krise 2004 folgte die Erneuerung ihres Ja-Wortes vier Jahre darauf. Die beiden haben zwei Söhne und eine Tochter. Für die Kids legt er sich einen weiteren Posten zu, den des Football-Coachs. Ein Rapper als Trainer? Für einen Haufen Kids? Wie man sich das vorzustellen hat, resümiert er ganz pragmatisch: „Das ist meine „Snoop Youth Football League“. Ich habe sie vor einigen Jahren ins Leben gerufen und arbeite selbst als Coach für die Kids. Ich möchte ihnen die Gelegenheit geben, etwas Positives aus ihrem Leben zu machen. Ich will ihnen Hoffnung geben und damit auch ihre Väter und Mütter zurück in die Gemeinschaft holen.“

Wie muss man sich den Mann als Coach vorstellen? Eher der ruhige Analytiker oder wild gestikulierend am Spielfeldrand? „Ich bin alles zusammen. Wenn wir gewinnen, bin ich der glücklichste Mensch der Welt, wenn wir verlieren, dann bin ich unglaublich sauer. Ich investiere einfach viel und ich möchte die Kids inspirieren, etwas Großes in ihrem Leben zu erreichen!“

Mittlerweile ist er auch noch unter die Buchautoren gegangen. Gemeinsam mit Autor David E. Talbert hat er den stark autobiografisch geprägten Roman „Love Don’t Live Here No More“, veröffentlicht, es soll der Auftakt zu einer Doggytales-Trilogie sein. Zuletzt gab es sogar Ausflüge in die weite Welt des Reggae. Anno 2013 veröffentlichte er unter dem Pseudonym Snoop Lion das Album „Reincarnated“. Keine Atempause also, Geschichte wird gemacht. Wie das alles funktioniert? Snoop hat die Antwort: „Ich bin immer noch top. Das habe ich aber auch meinem ganzen Team zu verdanken. Unsere ganze Crew denkt nur im Win-Win-Schema. Gewinnen ist die Devise. Niederlagen werden nicht akzeptiert.“

Willkommen auf Ibiza, Snoop!

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