Stars der Musikindustrie werden oft mit Lob überschüttet, auch wenn sie es nicht immer verdienen. Doch wenn wir über Trevor Horn sprechen, dann ist jede einzelne Auszeichnung, jeder Preis und jedes Kompliment noch zu wenig – so sehr hat er es verdient. Bekannt als „der Mann, der die 80er Jahre erfand“, durch seine Produktionen für die Pet Shop Boys, The Art of Noise, Malcolm McLaren & The World Famous Supreme Team, Grace Jones, ABC, Seal, Robbie Williams, Live Aid, Tina Turner, t.A.T.u. und sein Plattenlabel ZTT. Neben Stock Aitken Waterman war Trevor Horn der König Midas der heißen MTV Jahre: alles, was er anfasste, wurde zu Gold. Ein Visionär, der mit Malcom McLaren, „Buffalo Gals“ und „Duck Rock“ Musikgeschichte schrieb.

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„Es war erstaunlich, was ich 1982 alles in New York hörte. Ich hatte Musik noch nie so wahrgenommen, noch nie Menschen erlebt, die Töne so manipulieren konnten. Ich fühlte, da war etwas. Ich hörte Afrika Bambaataa und all die anderen Jungs. Als ich sie traf, war da soviel Ghetto, aber auch so viel Freiheit. Eine Freiheit, die ich so nicht kannte. Es war verrückt, als wir „Buffalo Gals“ produzierten, flog The World Famous Supreme Team nach London und wir hatten unglaubliche Gespräche. Sie sagten Dinge, wie: „Hey, das ist wirklich schlecht, Mann“ und ich antwortete dümmlich: „Ok, aber ist das ein gutes schlecht oder ein schlechtes schlecht? Lasst uns mal darüber nachdenken, ich bin gerade verwirrt“. Nur wenige Jahre später ging ich zu Fuß durch New York und erlebte zwei Typen, die Break Dance tanzten, umgeben von einer riesigen Menschenmenge. Sie tanzten zu meinem Stück. Es war „She’s a hobo Scratch“ von Malcom McLaren. Die beiden Jungs dazu breakdancen zu sehen, hat mich umgehauen“.

Nachdem Trevor die meiste Zeit in Aufnahmestudios mit internationalen Superstars verbringt, war ich natürlich neugierig zu erfragen, warum er nun auf Ibiza ist.

Trevor erklärte, dass er Ibiza lieben würde und er hier wäre, um sein erstes großes Schlüsselinterview für die IMS Summit zu geben. Später in der Saison würde er aber erneut für einige Live Auftritte seiner Band The Producers nach Ibiza kommen. „Ich war bereits dreimal hier. Das letzte Mal mit Seal: wir hatten eine Suite im Pikes in ein Studio umgewandelt. Ich mag Ibiza wirklich sehr, die Atmosphäre, die Strände und die tollen Sonnenuntergänge“.

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Zum Abschluss stellte ich eine etwas unbequeme Frage: mit welchem Künstler hat er am liebsten zusammengearbeitet und mit wem nicht so gerne?

„Oh Mann, diese Frage versuche ich stets zu vermeiden. Es ist wie bei Gynäkologen, die auch nicht über ihre Patientinnen sprechen dürfen. Ich glaube, Produzenten sollten sich auch an diesen Kodex halten. Aber wenn du mich zwingst, Paulette, dann muss ich Seal und die Pet Shop Boys im positiven Sinn erwähnen, aber ich habe mit ihnen auch viel zusammengearbeitet“.

Wie war es mit Grace Jones? Großartige Künstlerin, aber schwierig im Umgang?

„Grace ist sehr lustig, hat einen fabelhaften Sinn für Humor und eine Präsenz, die wirklich nur große Künstler besitzen. Wir spielten „Slave to the Rhythm“ mit ihr ein, aber änderten den Song komplett. Es war nun eine langsame Version und Bruce, der Songtexter, stand neben dem Mikrophon und diktierte ihr den Text. Als sie die ersten Zeilen fertig hatte, tanzten der Tontechniker und ich vor Freude und sangen „thank God, it’s gonna work, it’s gonna work!“. Ich erklärte ihr dann, dass ich noch etwas Besonderes bräuchte und fragte sie, ob sie sagen könnte: „heeeeeeeeere’s Grace – Slave to The Rhythm“, so, als ob sie in der Johnny Carson Show wäre – und genau das tat sie dann! Wir brachten dafür große Mikrophone wie in einer echten Show an, schufen eine besondere Atmosphäre. Es war so lustig, dass wir lachten, bis wir weinen mussten. Ich liebe es, wenn die Dinge so gut laufen“.

Gott schütze Trevor Horn. Ein wahrer britischer Gentleman.

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