Jedes Jahr, wenn die Mandelbäume anfangen zu blühen, geht das Nagai-Team auf Forschungsreise, um neue Ideen für das Restaurant einzufangen. Dieses Jahr war Asien das Ziel. In unserer Vorstellung: Massagen, heiße Quellen und ein entspannter Besuch bei Bekannten unserer Chefin Reina. Doch es sollte anders kommen.
Die heißen Quellen Nagoya, Osaka und Awara waren wirklich wunderbar und der Urlaub schien sich zunächst gut zu entwickeln. Doch die Ruhe vor dem Sturm täuschte. Ein Fingerschnippen später sollten wir in einen Wirbelwind aus Essen, Meetings, Besuchen und einer Menge Sake geraten. Dieses wilde Orchester dirigierte niemand anders als unser Mann in Tokio: Eryu. Seine positive Energie und seine Geduld ließen ihn zu einem besonderen Freund werden!
Als wir in Kyoto ankamen, fehlte von Eryu jedoch jede Spur. Stattdessen lächelte uns sein Freund Hasegawa an, der seinen Auftrag, uns herumzuführen, sehr ernst nahm. Er zeigte uns die Bars und Restaurants von Gion, dem Zuhause der Geishas und Maikos! Ein großzügiger Gastgeber, der uns feinste Delikatessen der regionalen Küche probieren ließ und natürlich auch den ersten Sake dazu kredenzte. Bis in den frühen Morgen waren wir auf Achse, nur um wenig später durch den klirrend kalten Februar zum schönsten Tempel zu wandern.
Der Goldene Tempel, den ich zunächst nur durch einen Sturm perfekt geformter Schneeflocken wahrnahm, offenbarte sich mir wie ein Traum. Chinesische Touristen und grüner Tee umrahmen diese Erinnerung, von der ich sicherlich noch meinen Enkelkindern erzählen werde. Kaum zu glauben, welches Bauwerk der Mensch hier geschaffen hat und wie dabei Natur und spiritueller Geist Berücksichtigung fanden.
Am nächsten Morgen (wir erwachten wie benebelt von der Erinnerung an den goldenen Koi inmitten des Tempelteiches) stand Strahlemann Eryu vor uns, bereit, uns die Essenz von Sake näherzubringen. Dazu ging es in eine der angesehensten Firmen weltweit. Wir besuchten Tokubei Masuda, den 16. Meister seiner Familie. Masuda liefert Sake von Kyoto bis nach Paris oder New York und präsentierte sich als liebevoller Gastgeber, der uns den gesamten Prozess der Entstehung und Herstellung erklärte. Jede Flasche Sake ist ein Kunstwerk und wird voller Kreativität entwickelt. Es gibt ebenso hunderte von Aromen, Texturen und Düften und wir durften von jeder Flasche, jeden Alters, kosten. Das war ein Experiment, dessen Ausmaße wir nicht sofort erfassten.
Es war erstaunlich, was unsere Geschmacksknospen nach wenigen Proben alles wahrnahmen. Es gibt salzige, fruchtige, dicke und cremige Varianten und auch spritzige – und das alles ist nur die Spitze des Eisbergs. Wenn ich mich recht erinnere, schafften wir 19 unterschiedliche Sake (auf nüchternen Magen) aber ich glaube, wir haben einen guten Job gemacht.
Nach dieser Begegnung nahmen wir den schnellsten Zug nach Tokio, bestens gerüstet für ein Treffen mit dem Minister für Sake Promotion International und Vertretern anderer Brauereien, wie zum Beispiel Kimon Akita. Darüber hinaus trafen wir den Gesandten für Tourismus, Whiskey, Bier und Sake von Hokkaido und noch viele weitere Freunde der Sake-Kultur. Wir riskierten unser Leben, in dem wir potentiell tödlichen Fugu Fisch aßen und ertranken unsere Angst in noch mehr Sake. Immer an unserer Seite: Eryu, unser ewig lächelnder Peiniger.
Es waren einmalige Begegnungen, die den Anfang tiefergehenden Beziehungen darstellten. Wir freuen uns nun auf die Umsetzung auf Ibiza mit all diesen wunderbaren Geschmackserlebnissen und exquisiten Sakekreationen.