Pepe Roselló, geboren 1936, Vorreiter des Nachtlebens auf Ibiza und Besitzer des legendären Space Clubs, beugt sich nicht der Tyrannei des Alters. Er ist „back to Business“ mit seinem neuen Restaurant, dem Space Eat & Dance. Ein kulinarisch-kultureller Ort, spektakulär gelegen vor dem schönsten Sonnenuntergang der Insel. IBIZA STYLE hatte das Vergnügen ein langes und tiefgehendes Gespräch über sein neues Projekt und natürlich über Ibiza zu führen.
Lass uns über dein neues Projekt Space Eat & Dance sprechen. Pepe, freust du dich über die Eröffnung deiner neuen Location in San Antonio?
Sehr sogar. Ich konnte mich neu erfinden und es ist eine einzigartige Gelegenheit, sich in San Antonio mit seinem sensationellen Sonnenuntergang niederzulassen. Vergangenheit und Gegenwart umarmen sich hier. Menschen kommen zusammen, die Teil des Ibizas sind, von dem wir einst träumten. Das Projekt entstand erst nach der Schließung des Space. Ich hatte ursprünglich ein großartiges Projekt für ein 4-Sterne-Hotel vorgestellt, aber das Rathaus von Sant Antoni hat es abgelehnt. Wir verstehen immer noch nicht warum. Manchmal denke ich, wir sitzen alle in einem ruderlosen Boot. Jedes Rathaus geht seinen eigenen Weg, der Consell Insular bekommt das auch nicht in den Griff. Es herrscht Chaos.
Welches gastronomische Angebot bietet das Space Eat & Dance?
Es basiert auf Tradition, Modernität, Kunst und Stil: die Aromen unserer Großmütter auf einem modernen Teller. Es ist eine Kombination aus Farben und Aromen, die das Licht und das Meer widerspiegeln. Unser Küchenchef José Miguel González, der in den besten Restaurants der Insel gearbeitet hat (er begann seine Karriere in einem meiner Restaurants, dem s’Olivar) vereint spanisch-mediterrane Küche mit französischem und natürlich ibizenkischem Einfluss und asiatischen Akzenten. Er hat seinen eigenen Stil entwickelt, u.a. im sa Capella, Clodenis, Amalur, Bacus, Otto Capuccini und sa Soca. Wir sind ein Restaurant für Ibizenker und für alle, die sich nach dem Space sehnen. Es wird Sundowner-Partys mit lyrischen Sounds und Arien geben, die im Licht des Sonnenuntergangs wie Sterne leuchten. Es gibt eine Terrasse, eine Cocktailbar mit einer Nachbildung des alten Space Pults mit Unterschriften aller, die sich bei der Schließung des Space verewigt haben.
Ist dein Freund Carl Cox auch an diesem Projekt beteiligt?
Künstlerisch, emotional und wahrscheinlich auch physisch. Er begleitet mich nun schon seit über 20 Jahren. Er ist ein großer Junge, der 24 Stunden am Tag für seine Musik lebt. Seine Verbindung mit dem Publikum ist einmalig. Es gibt kaum keinen DJ, der 15 Jahre lang immer im selben Club aufgelegt hat. Carl ist wie ich ein dankbarer Mensch, das liegt in unseren Wurzeln. Pure Magie.
Wie schätzt du die Unterhaltungsszene derzeit ein?
Ich sehe am Morgen Mädchen in Partykleidern und das den ganzen Tag. Die Rhythmus hat sich verändert. Mit Covid hat die Politik Zeit vergeudet und eine goldene Gelegenheit für einen Neuanfang verpasst. Die Pandemie bot die Möglichkeit, 80 Prozent aller Probleme zu lösen. Durch die neuen Verordnungen, die Festlegung von Kapazitätsgrenzen, die Kontrolle, dass jede Tätigkeit mit entsprechenden Lizenzen versehen ist und keine halbseidene Zahlen, die einen auf Hotels ausgerichteten Wirtschaftskorporatismus hervorbringen; vom Rest reden wir erst gar nicht. Jetzt ist alles wie vorher, nur mit zusätzlichem Stress. Flughafen, Verkehr, Kreuzfahrtschiffe, die 4000 Menschen ohne Transportmittel an Land bringen, Wasser… Luxus? Luxus sollte sein, wenn der Tourist ihn genießt und die Umwelt ihn verkraften kann.
Das Space galt als symbolträchtigster und lustigster Club der Insel. Was war deiner Meinung nach das ausschlaggebende Kriterium?
Das Space ist in die Legenden eingegangen. Er war der anerkannteste Club der Geschichte. Und das ist eine Auszeichnung für Ibiza und für die Ibizenker… Musik macht uns alle gleich und frei. 2001 gab es eine Veranstaltung im Alexandra Palace in London, bei der wir den Preis für den besten Club der Welt erhielten. In meiner Rede wollte ich ihn mit allen meinen Kollegen, den Clubbetreibern, teilen, was für ein Fehler! Danach herrschte ein Hass auf Leben und Tod, wir stritten uns jeden Tag über alles. Wir alle haben für diese Illoyalität teuer bezahlt. Das Nachtleben wurde mit Partys am Tag zerstört, nur wegen Meinungsverschiedenheiten und mangelnder Einigkeit, das ist eine echte Katastrophe. Aber das ist vorbei. Es gibt einen Status quo, fertig.
Welche Momente sind oder waren dir besonders wichtig und was würdest du ändern?
Ich würde die traurigen Momente auslöschen, zum Beispiel als es einen Unfall im Club gegeben hat, obwohl wir die erste Diskothek mit einem Sanitätsteam waren. Wir haben das Beste getan, was wir konnten. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei den Nachbarn entschuldigen, die sich durch uns gestört gefühlt haben, als wir noch tagsüber geöffnet hatten. Danach wurde es verboten und heute? Heute finden mehr Partys tagsüber statt, als nachts. Ich habe viele gute Erinnerungen. Am Tag der Space Schließung haben die Clubbesucher und ich gemeinsam geweint. Ich fühlte mich wie der Besitzer eines großen Theaters.
Was hältst du von den Gagen der DJs heutzutage?
Die meisten von ihnen werden nicht wegen ihrer künstlerischen Qualität gebucht, sondern wegen ihres perfekten Marketings. Alles etwas verwirrend. Avicii hat bei uns 2500 Euro bekommen. Im Jahr darauf nahm Ushuaïa ihn auf und die Summe hatte vier Nullen. Ibizenkische Künstler kommen nicht hoch, weil die internationale Unterstützung fehlt. Es geht nur ums Geschäft. Die Flächennutzungspläne verbieten große Ansammlungen, aber 10.000 Menschen können zusammen feiern, wie soll man das verstehen?
Was hältst du von der Änderung des Tourismusmodells für San Antonio?
Dazu habe ich noch keine klare Meinung. Kürzlich sind 3 Millionen Euro geflossen, aber es bedarf einer klaren Projektplanung. San Antonio braucht den Rückhalt der politischen Parteien. Diese dürfen dem West End nicht den Rücken kehren.
Was ist dein Lieblingsort auf der Insel?
Der Strand Cala Salada.
Space Eat & Dance
Calle General Balançat 23
07820 Sant Antoni de Portmany