Bevor Richies Karriere begann, neckte seine Mutter ihn oft damit, dass er während seiner Schulzeit stets von lauschenden Freunden umringt war, während er aufgeregt seine neuesten Pläne ausführte. Seine Führungspersönlichkeit zeigte sich schon früh. Keiner, der herumsitzt und wartet, dass etwas passiert – ein Macher! „Ich habe immer irgendwie eine Gruppe geleitet”, lächelt er, während wir am Pool des Gran Hotel sitzen, kurz bevor er zu seiner ENTER Party im Space aufbricht. „Ich liebe es, Ideen und Projekte zu entwickeln, die sich kaum jemand vorstellen kann. Und die dann auch noch soviel besser werden, als in unserer Vorstellung”.

In diesem Monat wurde Hawtin mit der Ehrendoktorwürde der Universität Huddersfield für seine Leistungen in der Musiktechnologie ausgezeichnet. Überreicht wurde ihm diese von Sir Patrick Stewart, OBE, Millionen Menschen besser bekannt als Captain Picard aus Star Treck. „Wie alle anderen Detroit-DJs in der frühen 80igern war ich von Sci-Fi begeistert und auch von der ganzen Technologie. Stewart zu treffen war eine besondere Ehre“. Ich frage mich, was diese beiden (auf den ersten Blick sehr unterschiedlichen) Menschen wohl miteinander besprochen haben und frage Richie. „Lustig, dass du das sagst, Dan. Stewart spielt zurzeit die Hauptrolle in einem Improvisationstheater in Chicago. Er sagte mir, dass er zwar die ersten Minuten noch planen könne, aber dann nicht wüsste, wohin die Reise geht. Ich sah ihn an, und antwortete: „Sir Stewart, das ist genau das, was ich als DJ mache.“

Neben der Musik ist Sake die große Leidenschaft von Richie. Es war 1994 nach seiner Plastikman Party im Liquid Room in Tokyo, als er das erste Mal davon kostete. „Ich war überwältigt von meiner ersten Reise nach Japan. Ich saugte alles auf wie ein Schwamm: die Elektronikgeschäfte, das erste „echte“ Sushi … – und dann Sake, es veränderte mit dem ersten Schluck mein Leben“.

Heute verschifft Hawtin über 1000 Flaschen seiner eigenen Sake Kollektion Enter SOOKU. Das Erzeugnis stammt aus einer angesehenen Sakebrauerei aus dem 13. Jahrhundert im alten Stadtzentrum von Kyoto. Aber Sake ist für Richie mehr als einfach nur ein Drink. „Um Sake zu verstehen, musst du die Geschichte und die Kultur von Japan verstehen. Ich habe so viel gelernt über Familientraditionen. Und, wie durch die Großkonzerne und die Industrialisierung immer mehr kleinere Reiswein-Brauereien schließen mussten. Da habe ich mir gesagt: Richie, wenn du ein Stück Vinyl weltweit verkaufen kannst, dann auch Sake. Ich weiß viel über Marketing, damit wollte ich diesen Unternehmen helfen.”

Die Dinge fügten sich automatisch: Eines Abends saß der japanische Agent von Richie bei einem Essen mit einem der größten Sake Distributoren des Landes. Er erzählte ihm, dass der weltweit größte Techno-DJ absolut vernarrt in das japanische Nationalgetränk sei. Der Geschäftsmann erklärte daraufhin: „Ich weiß zwar nicht, was Techno ist, aber ich weiß, dass Sake und Musik sehr gut zusammenpassen. Ich würde sehr gerne diesen Richie Hawtin treffen“. Der Rest ist japanische (Reiswein-) Geschichte. Drei Tage lang waren der Sake-Händler und er im Land unterwegs, um die besten Sake Brauereien zu besuchen und zu testen. Richie wurde in die Geheimnisse eingeweiht und das alles, ohne dass einer die Sprache des anderen verstand.

„Es ist wie auf Ibiza. Hier kannst du auch auf der Tanzfläche jemanden in die Augen schauen und bist mit ihm durch die Musik verbunden. Das Gleiche passierte auf diesem Japantrip, wir waren verbunden durch unsere Liebe zu Sake“.

Während wir die letzten Sonnenstrahlen genießen, erkläre ich Richie, dass ich ihn häufig sehe, wie er mit seinem Mountainbike hoch in die Berge fährt. Das bringt man eigentlich nicht mit einem DJ-Superstar zusammen, der gerade noch in einem Club aufgelegt hat. „Das muss ich einfach tun. Die Energie auf dieser Insel ist einzigartig. Aber wenn du feiern und Spaß mit deinen Freunden haben willst, musst du auch mal einen Schritt zurücktreten. Mit meinem Team fahre ich vor dem Beginn jeder ENTER Saison mit einem Boot um die Insel, damit wir die Schönheit wahrnehmen können und wir uns daran erinnern können, wie glücklich wir uns schätzen können, hier zu sein“.

Und bereits während Richie im Aufbruch zu seiner Party begriffen ist, stelle ich ihm schnell eine letzte noch ganz wichtige Frage, die mir unter den Nägeln brennt. Wer von all seinen DJ-Freunden kommt mit Sake am besten zurecht? „Oh, das ist leicht“ lacht er: „Dubfire – er trinkt jeden unter den Tisch …”

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